Das Hörzentrum Böhler

Startseite / Das Hörzentrum Böhler

Unternehmen im Fokus

Das Hörzentrum Böhler blickt auf eine über 30-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde der Familienbetrieb 1992 in Augsburg und einer Filiale in Schwabmünchen von Barbara und Jürgen Böhler. Auch die drei Töchter arbeiten in dem Unternehmen mit. Maria Böhler, die älteste der drei Schwestern, und Sebastian Heinrich, Leiter der Filiale in Gersthofen, geben einen Einblick in den Betrieb und die Branche der Hörakustik.

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen: Frau Böhler, Ihren Familienbetrieb gibt es jetzt schon seit mehr als 30 Jahren. Geben Sie uns doch gerne einmal einen Überblick zur Entwicklung und den wichtigsten Meilensteinen.

Maria Böhler: Meine Eltern hatten sich damals während ihrer Ausbildung in Lübeck kennengelernt. Tatsächlich gibt es für Hörakustiker nur eine einzige Berufsschule in ganz Deutschland – und die ist eben in Lübeck! Dort haben sich schon so einige Pärchen gebildet… Nach ihrer Ausbildung haben sie von Hörgeräte Langer eine kleine Filiale in der Schaezlerstraße in Augsburg abgekauft – das war der Beginn, damals noch unter dem Namen „Hörakustik Böhler“.

Von dort zogen meine Eltern in die Halderstraße um, dieses Fachgeschäft war jahrelang der größte Standort des Unternehmens. Nach und nach kamen dann die Zweigstellen dazu: in Schwabmünchen, Neusäß und schließlich auch in Gersthofen. Gersthofen ist das jüngste Fachgeschäft, besteht aber auch schon immerhin seit zwölf Jahren.

„Wir sind zu 100 Prozent ein Familienbetrieb.“

Wir sind durch und durch ein Familienbetrieb – 100 Prozent der Familie arbeitet im Laden: Meine Schwester Claudia arbeitet als Hörakustikmeisterin in der Filiale in Gersthofen und verantwortet dort den Bereich Ausbildung. Meine zweite Schwester Hannah ist zwar keine Akustikerin, managet aber bei uns das Office und die Verwaltung. 

Ich selbst hatte ursprünglich andere Pläne. Zunächst machte ich eine Ausbildung als Hotelfachfrau und wollte eher in Richtung Eventmanagement gehen. Nach meiner Ausbildung habe ich dann übergangsweise im Laden meiner Eltern in Augsburg am Empfang ausgeholfen und dabei auch viele anderen Aufgaben übernommen. Mein Vater gab schließlich den Anstoß und riet mir zur Ausbildung als Hörakustikerin. Nach meinem Meister machte ich später auch noch den Betriebswirt – und habe letztlich hier im Betrieb meinen Platz gefunden.

Sebastian Heinrich: Durch ihr Knowhow, dass sich Maria aus der Gastro angeeignet hat, weiß sie ganz genau, was guter Service bedeutet – und davon profitiert der Betrieb hier natürlich auch.

Maria Böhler:  Ich denke, es ist sehr wichtig, nicht nur in seiner Branche festzustecken, sondern den Blick für das Ganze weiten – dann kommen die guten Ideen ganz von allein.

Der Blick über den eigenen Tellerrand sorgt für gute Ideen

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen: Blicken wir auf die Branche allgemein – wir hat sich diese im Laufe der letzten 30 Jahre gewandelt?

Maria Böhler:  Im Vergleich zu anderen Branchen ist die Hörakustik ein sehr kleiner Zweig – man kennt sich, was zum Teil einfach daran liegt, dass die meisten auf der gleichen Berufsschule waren.

Eine Besonderheit ist, dass die Hersteller der Hörgeräte sehr aktiv im Hörakustikmarkt mitmischen und mit ihren eigenen Fachgeschäften teilweise auch marktführend sind. Für kleinere Betriebe kann das sehr herausfordernd sein.

Was die Entwicklung betrifft, hat sich in der Hörgerätetechnik in den letzten 30 Jahren einiges getan.  Früher hat man Hörgeräte noch mit dem Schraubendreher eingestellt. Das war noch sehr analog! Jetzt sind wir bei der digitalen Technik angekommen. Wir können durchaus sagen, dass wir es bei Hörgeräten heute mit kleinen Computern zu tun haben, in denen winzige Chips verbaut sind und die sich mit einer App steuern lassen.

Auch optisch entwickeln sich die Hörgeräte ständig weiter: Sie werden immer kleiner, darüber hinaus werden zunehmend mehr Akkus eingesetzt, was für längere Einsatzdauer sorgt.

Es tut sich sehr viel in dem Bereich und wir sind noch lange nicht am Ende angekommen!

Vom klassischen Handwerk zur Digitalfertigung

Sebastian Heinrich: Auch das Berufsbild an sich hat sich stark gewandelt. Wir gehören ja traditionell zum Handwerk. Früher wurde auch noch viel mehr von Hand gemacht, wie etwa die Fertigung von Plastiken, also maßgefertigten Ohreinsätzen. Diese wurden früher noch gegossen und mit Hand gefräst. Mittlerweile sind wir in der Digitalfertigung angekommen und modellieren die Plastiken dreidimensional mit einer Software, die anschließend im 3D-Druckverfahren produziert werden. Die handwerkliche Tätigkeit geht immer mehr zurück und die Digitalisierung schreitet voran.

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen: Das bringt uns zum nächsten Thema. Stichwort „Mitarbeiterqualifizierung und -weiterbildung“ – Wenn sich die Branche so stark wandelt, was bedeutet das für das Handwerk an sich und wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeitenden immer auf dem neuesten Stand der Technik zu halten? Gehen Ihre Mitarbeitenden da auch immer so bereitwillig mit?

Lust auf Innovation

Maria Böhler: Eine Sache ist dabei ganz wichtig: Der Chef muss selbst Lust auf Innovationen haben und das auch vorleben! Generell sollte man insbesondere als Hörakustiker Lust auf Innovation haben, weil sich gerade dieser Markt so schnell weiterentwickelt.

Wir vom Hörzentrum Böhler legen einen sehr großen Fokus auf die Entwicklung der eigenen Mitarbeitenden. Jede und jeder kann Vorschläge für Fortbildungskurse anbringen und wir sind dabei auch offen für Angebote, die auf den ersten Blick vielleicht erstmal gar nichts mit unserer Branche zu tun haben, wie zum Beispiel ein Rhetorik-Kurs. Wir sind der Meinung das jede Fortbildungsmaßnahme sowohl die Mitarbeitenden persönlich als auch unseren Betrieb als Ganzes weiterbringt.

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dadurch gewisse Themen im Team auch besser aufgearbeitet werden können, weil die Mitarbeitenden die Methodiken und Skills dafür gelernt haben. 

Sebastian Heinrich: Wie dein Vater Jürgen Böhler immer sagt: „Stillstand ist Rückschritt“, das betrifft auch die persönliche Aus- und Weiterbildung.

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen: Sie präsentieren sich als attraktiver Arbeitgeber mit interessanten Entwicklungsmöglichkeiten. Spielt das Thema Fachkräftemangel überhaupt eine Rolle in Ihrem Betrieb?

Was macht ein Akustiker eigentlich alles? Die Antwort: Ganz schön viel!

Maria Böhler: In der Akustikbranche ist es generell etwas schwierig. Normal verläuft der Weg so: Ich mache meinen Meister und führe danach ein eigenes Fachgeschäft.

Bei uns im Hörzentrum Böhler haben wir mittlerweile eine sehr hohe Meister-Präsenz, inzwischen sind es mehr Meister als Gesellen. Aber anstatt noch mehr neue Fachgeschäfte zu öffnen, setzen wir auf hohe Qualität.

Darum haben wir vor ein paar Jahren den Beruf des Akustikers genauer unter die Lupe genommen und uns gefragt: Was macht ein Akustiker eigentlich alles? Die Antwort: Ganz schön viel! Eigentlich mehr, als man in einem Beruf vereinen kann und in Bezug auf die Charaktereigenschaften eigentlich auch nicht immer so ganz logisch.

Einerseits hat ein Akustiker in der Regel ein Interesse an Technik und Handwerk, er hat gerne Kundenkontakt, der aber auf maximal acht Termine pro Tag begrenzt ist, um die einzelnen Fälle auch wirklich intensiv behandeln zu können.

Andererseits haben wir in unserer Tätigkeit einen sehr großen Servicebereich. Der Akustiker mit eigenem Fachgeschäft macht das normalerweise noch nebenbei. Neben der Fähigkeit zum Small-Talk beim weniger intensiven Erstkontakt ist zum Teil auch das Manager-Gen gefordert, um den Laden zu organisieren und am Laufen zu halten – das alles harmoniert aber eigentlich gar nicht mit dem Charakter eines Akustikers.

Dazu kommt, dass der Akustiker auch noch viele Office-Tätigkeiten erledigen muss. Auf der anderen Seite ist ein Akustiker aber auch naturwissenschaftlich sehr begabt, sodass es dem ein oder anderen vielleicht schwerfällt, beispielsweise einen guten Brief zu formulieren. 

Das hat uns beim Hörzentrum Böhler auf die Idee gebracht, den Beruf in drei Aufgabengebiete zu unterteilen. Wir haben die Office-Tätigkeiten sowie den Servicebereich aus dem Akustikberuf ausgegliedert und daraus jeweils eine eigene Ausbildung entwickelt.

Ich denke, das ist ein Grund, warum unser Betrieb nicht so stark vom Fachkräftemangel betroffen ist, wie andere in der Branche. Wir haben neue Lösungen gefunden, sodass die Akustiker bei uns wirklich das machen können, worauf sie spezialisiert sind.

Sebastian Heinrich: Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist, dass sich das Hörzentrum Böhler auf vielen unterschiedlichen Kanälen und Plattformen wie Social Media breit aufgestellt hat.

Wie heißt es so schön: „Wer nicht wirbt, der stirbt!“ – man muss proaktiv die Hand heben und auf sich aufmerksam machen, um junge Leute für den Beruf begeistern.

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen:  Absolut richtig! Wie aktiv Sie an das Thema Marketing herangehen, durften wir auch schon bei unseren eigenen Veranstaltungen erleben. So waren Sie im vergangenen Jahr Veranstaltungspartner beim Musikalischen Wochenmarkt und haben in Ihrem grünen Bauwagen Hörtests auf dem Rathausplatz angeboten.

Dieses Jahr waren Sie auch wieder beim Modular Festival in Augsburg dabei – wie kam es zu dieser Initiative?

Innovative Kanäle für das Fachkräftemarketing

Maria Böhler:  Das Modular Festival ist ein sehr bekanntes Festival in Augsburg. Von unseren Mitarbeitenden gehen auch viele selbst gerne hin und haben entsprechend viel Spaß, den Stand zu organisieren.

Das Festival zielt ja primär auf ein jüngeres Publikum und genau darin sehen wir die Chance. 

Hörgeräte und Hörtest werden nach wie vor oft mit Alter verbunden, obwohl vom Säugling bis zur Rentnerin jede Altersklasse betroffen sein kann. Wir wollen die Distanz nehmen, frühzeitig für das Thema Gehörschutz sensibilisieren und den Beruf des Hörakustikers bekannter machen.

Wirtschaftsförderung Stadt Gersthofen:  Ein wunderbares Beispiel für innovatives Fachkräftemarketing – wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und danken für das Gespräch!

This site is registered on wpml.org as a development site. Switch to a production site key to remove this banner.